Außerordentlicher DSB Kongress und DSJ Jugendversammlung am 22. und 23.08.2020 in Magdeburg – ein persönlicher Bericht
 
 
Zum ersten Mal war ich Delegierter des Thüringer Schachbundes bei einem Kongress des Deutschen Schachbundes und dann gleich bei einem außerordentlichen Kongress.
Ich fuhr also mit großen Erwartungen nach Magdeburg, wo der Kongress im Rahmen des Meisterschaftsgipfels stattfand. Schon im Vorfeld gab es ja in diversen Schachforen Interviews und Stellungnahmen zu den Hauptstreitpunkten zu lesen und so war mir klar, dass es kein Kongress mit schnellen Entscheidungen werden würde. Die 6 Stimmen des Thüringer Schachbundes haben unsere Präsidentin Diana Skibbe und ich als Vertreter der Jugend gerecht in 3+3 aufgeteilt und es kam auch durchaus vor, dass wir nicht bei jeder Abstimmung die gleiche Meinung vertraten.
 
Gleich zu Beginn der Tagung am Samstag um 9.00 Uhr konnte man erahnen, dass es ein langer Tag werden könnte. Es gab Anträge zur Änderung der Tagesordnung und die Hauptstreitakteure aus Niedersachsen und Bayern, die den Kongress mitbestimmen sollten waren schon zu erkennen. Dann folgten die Berichte des Präsidiums und der Referenten sowie die Diskussion dazu. Dem schlossen sich einige Ehrungen an wobei ich besonders erwähnen möchte das Jürgen Kohlstädt , der uns ja z.B. auch schon mehrfach in Erfurt beim Weihnachtsopen als Schiedsrichter unterstützt hat, zum Ehrenmitglied des DSB ernannt wurde. Ebenfalls hervorzuheben ist die Ehrung des Präsidenten des Schachbundes Sachsen Andre Martin mit der silbernen Ehrennadel des DSB. Ich durfte Andre zum ersten Mal persönlich kennenlernen und habe einen durchaus sehr positiven Eindruck gewonnen. Eine hochverdiente silberne Ehrennadel bekam auch Michael Zeuner für seine unermüdliche Arbeit bei den Schachzwergen Magdeburg. Ich hatte übrigens gleich bei meiner Ankunft in Magdeburg die Ehre eine Partie Konditionsschach auf dem Großfeld bei 35 Grad gegen Michael zu verlieren.
 
Nach der Mittagspause wurde der wohl wichtigste Tagesordnungspunkt, die Umgründung der Deutschen Schachjugend in einen eingetragenen Verein aufgerufen. Dazu wurden von der DSJ und auch vom DSB verschiedene Anträge eingebracht. Sehr schade fand ich, dass es den Hauptakteuren von DSB und DSJ, an der Spitze vertreten durch Ullrich Krause und Malte Ibs, nicht gelungen war sich im Vorfeld auf eine gemeinsame Linie zum DSJ e.V. zu einigen und das obwohl sie beide aus dem Landesverband Schleswig Holstein stammen und ihre Zusammenarbeit früher wohl auch sehr gut war. Über die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Geschäftsführern Dr. Marcus Fenner und Jörg Schulz ganz zu schweigen. Diese Kleinkriege an der Spitze unseres Schachverbandes vergiften nur das Klima und sind von den ganz normalen Schachspielern absolut nicht nach zu vollziehen. Aber zurück zum Kongressgeschehen, zunächst wurde das Projekt DSJ e.V. nochmal von Jacob Roggon und Rainer Niermann vorgestellt. Nach einigen Redebeiträgen dazu kristallisierte sich schnell heraus, dass DSB Präsidium und DSJ wohl nicht zueinander finden würden. Auch in den Landesverbänden gab es durchaus unterschiedliche Meinungen. Der Retter in der Not war, meiner Meinung nach, der Referent für Leistungssport Andreas Jagodzinsky ,der sich als Vermittler zwischen DSJ und DSB zur Verfügung stellte. Er bat um eine kurze Unterbrechung und es kam zu geheimen Beratungen zwischen DSJ und DSB Führung. Die Unterbrechung dauerte dann zwar fast unendliche 2 Stunden, aber wichtiger war man hatte sich geeinigt. Der wichtigste Streitpunkt, die Person Jörg Schulz, wurde gelöst. Er wird wie vom DSB gewünscht nicht mehr DSJ Geschäftsführer. Allerdings darf er sein Wissen, immerhin noch als Berater der DSJ, an einen zu suchenden neuen Geschäftsführer weitergeben.
 
 
Damit war auch der Punkt von getrennten Geschäftsstellen vom Tisch. Überhaupt über sowas zu reden war für mich ein Witz denn DSB und DSJ müssen nun mal zusammenarbeiten und das am Besten unter einem Dach, was unter anderen natürlich auch finanziell die beste Lösung ist. Gegen 18.00 Uhr wurde dann endlich in geheimer Abstimmung über das Thema DSJ e.V. befunden. Mit 165 Ja-Stimmen wurde die nötige 2/3 Mehrheit, auch mit den Stimmen Thüringens, knapp erreicht. Gegen 18.45 Uhr wurde der Kongress auf Sonntag 09.00 Uhr vertagt. Viele Delegierte konnten sich nun auf einen schönen Abend mit Menü und die Siegerehrungen des Meisterschaftsgipfels freuen.
Für die Jugendvertreter unter den Delegierten, also auch für mich, ging es nun aber mit leerem Magen ab in die Straßenbahn zur Uni, wo ja eigentlich schon um 18.00 Uhr die Jugendversammlung der DSJ hätte beginnen sollen. Es war keine glückliche Lösung beide Versammlungen an einem Tag anzusetzen, gerade auch weil vorhersehbar war, dass beim Kongress wohl nicht alles glatt und schnell laufen würde. Aber was solls um 19.30 Uhr konnte dann in einem Hörsaal der Uni die 2. Versammlung des Tages beginnen. Kurzfristig hatte sich noch Hui Dat Nguyen bereiterklärt als jugendlicher Delegierter für Thüringen teilzunehmen. Vielen Dank nochmal Dat!
 
Los ging es mit der Protokollkontrolle der letzten Jugendversammlung, ein Punkt der sonst eigentlich schnell abgehandelt wird. Nicht so diesmal, Johannes Pfadenhauer, Delegierter aus Bayern hatte zahlreiche Punkte im Protokoll gefunden die berichtigt werden mussten. Es hat mich schon etwas verwundert wie so viele Dinge in einem Protokoll falsch sein können. Auch an vielen finanziellen Unklarheiten im Haushalt der DSJ übte Johannes aus Bayern scharfe Kritik. Nicht nachvollziehbar war hier für mich, dass ihm der DSJ-Vorstand auf seine mehrfachen Anfragen zu finanziellen Dingen im letzten Jahr nicht ausreichend bzw. gar nicht geantwortet hat. Dies hat mich im späteren Verlauf auch dazu bewogen einem Antrag Bayerns zur Verschiebung der Abstimmung über DSJ e.V. zuzustimmen. Es wirft für mich kein gutes Licht auf den DSJ Vorstand, wenn so viel finanziell nicht geklärt ist. Aber naja der Vorstand hat Besserung versprochen und man soll ja an das Gute glauben und so haben Dat und ich dann auch beim eigentlichen Antrag zur Gründung des DSJ e.V., für die Thüringer Schachjugend, zugestimmt. Dies war dann schon nach 22.00 Uhr und ich fragte mich warum hatte eigentlich die DSJ nicht wenigstens Pizza für die Delegierten bestellt. Allerdings war ja ein Ende abzusehen. Der Vorstand des neuen DSJ e.V. wurde oft einstimmig oder mit einigen Enthaltungen gewählt. Gegen 23.00 Uhr gab es dann noch eine geheime Kampfabstimmung um den Posten einer Kassenprüferin mit dem Ergebnis 116 zu 115 Stimmen. Das ist doch Demokratie. Dann wurde auch der vorläufige Haushaltsplan des neuen DSJ e.V. noch beschlossen und gegen 0.00 Uhr war es geschafft, Versammlung 2 ging zu Ende. Den Versammlungsbericht aus Sicht der DSJ findet ihr hier.
 
Am Sonntag folgte dann um 09.00 Uhr die Fortsetzung des vertagten Kongress. Es wurde noch über zahlreiche Anträge beraten und abgestimmt. Eine Übersicht gibt es hierzu auf der neu gestalteten Internetseite des DSB .Die meisten Diskussionsbeiträge gab es zu einem Antrag aus Niedersachsen der zum Ziel hatte den DSB Vizepräsidenten für Verbandsentwicklung Boris Bruhn abzuwählen. Zur Behandlung dieses Antrages kam es gar nicht, weil von Ingo Thorn, dem Vizepräsidenten des Bayerischen Schachbundes, ein Antrag auf Nichtbefassung des Antrages zur Abwahl von Boris Bruhn gestellt wurde. Da war man natürlich in der Niedersächsischen Delegation, unter Führung des dortigen Präsidenten Michael Langer, nicht erfreut. Nach einigem Hin und Her und wurde dem Antrag aus Bayern mit 110 zu 104 zugestimmt. Der Antrag auf Abwahl wurde also gar nicht erst behandelt und Boris Bruhn bleibt im Amt. Bayern hatte auch im Schach gewonnen, Ingo Thorn gegen Michael Langer, fast wie im Fußball Uli Hoeneß gegen Willi Lembke in früheren Zeiten. Gegen 12.30 Uhr war es schließlich geschafft. Der Kongress wurde beendet und für mich ging es nach einem anstrengenden aber interessanten Wochenende wieder heim nach Suhl.
 
Zusammenfassen will ich wie folgt :
  1. Das wichtigste Ziel ist geschafft der DSJ e.V wird kommen.
  2. Der DSJ Vorstand muss sich unbedingt besser um seine Finanzen und den Umgang mit den Geldern kümmern. ( Barkasse ist da wohl das meistgenannte Stichwort gewesen ).
  3. Das DSB Präsidium hat für mich insgesamt keine gute Figur gemacht ( zu wenig Kompromissbereitschaft und Lösungsvorschläge, zu sehr auf dem hohen Ross ).
  4. Leider hab ich nicht genau mitgezählt aber das Duell um die meisten Redebeiträge hat wohl Ingo Thorn aus Bayern mit 24 knapp gegen Michael Langer aus Niedersachsen mit 22 gewonnen.
  5. Bei vielen Redebeiträgen auf dem Kongress hatte ich den Eindruck, dass es um persönliche Befindlichkeiten geht und nicht darum unser gemeinsames Hobby das Schach voranzubringen.
  6. Positiv aufgefallen durch gute Redebeiträge sind mir unter den jungen Delegierten Stefanie Schneider aus Hessen und Tobias Göttel aus Rheinland Pfalz
  7. Ich besuche gern mal wieder einen Kongress, jetzt weiß ich ja was mich erwartet.
  8. Das war meine persönliche Meinung und Zusammenfassung.
  9. Wortmeldungen sind an mich persönlich zu richten und nicht an den Thüringer Schachbund.
 
Stefan Koch
Delegierter des ThSB
2. Vorsitzender der ThSJ